Gewässerschutz
Sachgerechtes Befüllen und Reinigen von Pflanzenschutzgeräten.
Pflanzenschutzmittel können auf zahlreichen Wegen ins Grund- und Oberflächengewässer gelangen. Neben dem Eintrag von behandelten Flächen durch Abdrift, Oberflächenabfluss und Erosion stellen Punkteinträge, die beim Befüllen und bei der Reinigung entstehen können, ein Risiko dar.
Der Trinkwasser-Grenzwert stellt quasi eine Nulltoleranz dar. Um ein Gramm Wirkstoff auf den Grenzwert zu verdünnen, ist z. B. ein Bach von 2 m Breite, 50 cm Tiefe und 10 km Länge notwendig. Wird eine Grenzwertüberschreitung festgestellt, können Anwendungseinschränkungen die Folge sein. Die letztmögliche Konsequenz ist das Verbot von bestimmten Wirkstoffen.
Punkteinträge lassen sich vermeiden:
Mit entsprechend ausgerüsteten Pflanzenschutzgeräten und Sorgfalt bei der Lagerung, beim Befüllen, bei der Anwendung und insbesondere beim Reinigen von Spritzgeräten.
Wann immer Sie mit Pflanzenschutzmitteln arbeiten:
Denken Sie an unser Wasser!
Damit unser Grund- und Trinkwasser sauber bleibt!
- Gewässerbelastungen durch Pflanzenschutzmittel lassen sich weitgehend vermeiden, wenn man korrekt damit umgeht und die Mittel sachgerecht und bestimmungsgemäß einsetzt.
- Aber berücksichtigen Sie immer: Schon wenige Tropfen unverdünnter Pflanzenschutzmittel können zur Überschreitung des Trinkwasser-Grenzwertes führen. Bereits der sorglose Umgang mit Spritzflüssigkeiten beim Befüllen und Ausbringen sowie beim Reinigen kann Grenzwertüberschreitungen zur Folge haben.
Bitte achten Sie darauf:
- Circa 50–70 % der Oberflächengewässerbelastung durch Pflanzenschutzmittel entstehen durch Punktquellen und sind vermeidbar.
- Punktquellen sind Verunreinigungen, die vorrangig beim unsachgemäßen Befüllen bzw. Reinigen von Spritzen oder bei der Beseitigung von Restflüssigkeiten auftreten.
- Punktquellen lassen sich mit Sachkunde, den richtigen Geräten und entsprechender Infrastruktur vermeiden.
Vermeiden Sie Einträge von Pflanzenschutzmittel durch Punktquellen!
- Wann immer Sie mit Pflanzenschutzmitteln arbeiten: Denken Sie an unser Wasser!
Gewässerschutz ist oberstes Gebot
- Halten Sie das Wasser sauber!
Sorgfalt beim Pflanzenbau ist wichtig
- So vermeiden Sie Kulturschäden!
Für ein nachhaltiges Einkommen
- Achten Sie auf Umweltschutzmaßnahmen und profitieren Sie davon!
Zur Sicherung Ihrer Produktionsverfahren
- Helfen Sie mit, dass Pflanzenschutzmittel erhalten bleiben!
Anwendung
Wichtige Bereiche, in denen sachkundiges Handeln Voraussetzung ist, um Punktquellen zu vermeiden.
- Transport
- Nutzen Sie nach Möglichkeit den Lieferservice Ihres Händlers.
- Prüfen Sie die Gebinde (gut lesbar, sauber, Originalbehälter?).
- Sorgen Sie vor, damit Leckagen aufgefangen werden.
- Ein Handy sowie Notfallnummern sollten immer griffbereit sein.
- Halten Sie Absorptionsmittel zum schnellen Einsatz bereit (Sägespäne, Sägemehl).
- Lagerung
- Empfohlen wird Pflanzenschutzmittel nur in abschließbaren, gekennzeichneten und befestigten Räumen zu lagern. Beachten Sie dazu auch die entsprechenden Landesgesetze.
- Vermeiden Sie jegliche Beschädigungen der Gebinde.
- Notfallmaßnahmen unbedingt einplanen: Notfallnummern, Feuerlöscher, Absorptionsmittel sollten immer bereitstehen.
- Verschüttete Mengen sofort auffangen und vorschriftsmäßig beseitigen.
- Vor dem Spritzen
- Wählen Sie jeweils das passende Pflanzenschutzmittel.
- Achten Sie auf wassersensible Bereiche am Ort der Spritzenbefüllung und auf dem Weg zum Feld.
- Berücksichtigen Sie Lage und Struktur der Behandlungsflächen und beachten Sie die produktspezifischen Vorgaben und Anwendungsbestimmungen, wie z.B. Abstandsauflagen.
- Legen Sie alles genau fest: wo die Spritzbrühe angesetzt, wo befüllt und wo gereinigt wird.
- Halten Sie sich bitte vor, während und nach der Ausbringung exakt an die Gebrauchsanleitungen der verschiedenen Mittel.
- Stellen Sie sicher, dass es keine direkte Verbindung zwischen Wasserzuleitung und Spritzfass („Rücksauggefahr“) gibt.
- Eventuell Wasserfüllanschlüsse mit Rückflusssicherung oder freier Fließstrecke am Gerät verwenden.
- Achten Sie auf die Füllstandsanzeige, damit Sie exakt die benötigte Wassermenge einfüllen.
- Vermeiden Sie ein Überlaufen des Spritzfasses.
- Überprüfen Sie die Spritze sorgfältig!
- Achten Sie auf Undichtigkeiten und tropfende Düsen!
- Wählen Sie den sichersten Weg zu den Feldern: Meiden Sie Gewässer.
- Überzeugen Sie sich, dass Fahrzeug und Spritzen den Sicherheitsanforderungen 100-prozentig entsprechen.
- Folgen Sie der Gebrauchsanleitung und halten Sie die Vorsichtsmaßnahmen für Anwender- und Umweltschutz genau ein.
- Befüllen Sie dort, wo verschüttete Mengen ggf. einfach aufzufangen sind, am besten auf einer befestigten Fläche (keine Nähe zur Kanalisation, zu Sickerschächten oder zu anderen Zuläufen zu Oberflächengewässern).
- Verwenden Sie technische Hilfsmittel, um Risiken zu reduzieren, wie z. B. Einfüllschleuse.
- Absorptionsmaterial unbedingt bereitstellen.
- Gebinde unmittelbar nach Entleerung mehrmals mit reinem Wasser spülen und Waschwasser in die Spritzbrühe geben.
- Wählen Sie einen sicheren Transportbehälter.
- Der Behälter muss gut befestigt, abschließbar und sicher vor fremdem Zugriff sein.
- Nutzen Sie auf dem Feld immer unterschiedliche Plätze zum Befüllen.
- Geringe Mengen verschütteter Pflanzenschutzmittel können von belebten Böden abgebaut werden.
- Gebinde unmittelbar nach Entleerung mehrmals mit reinem Wasser spülen und Waschwasser in die Spritzbrühe geben.
- Während der Ausbringung
- Sorgen Sie dafür, dass Ihre Geräte frei von Spritzmitteln bleiben.
- Bringen Sie keine Pflanzenschutzmittel mit stehender Feldspritze aus.
- Schalten Sie die Spritze während des Wendens ab.
- Falls Spritzflüssigkeit austritt: sofort stoppen und notwendige Reparaturen durchführen.
- Spritzen Sie niemals über Wasserkörper wie Gräben, Brunnen oder Drainagen.
- Berücksichtigen Sie die produktspezifisch festgesetzten Anwendungsbestimmungen.
- Verwenden Sie geeignete Düsen samt passender Einstellung (Wasseraufwand, Fahrgeschwindigkeit, Spritzdruck etc.).
- Spritzen Sie nicht über die vorgegebenen Gewässerabstände hinaus.
- Nutzen Sie alle anbautechnischen Möglichkeiten, um Erosion und Wasserabfluss zu vermeiden – damit reduzieren Sie Eintragsrisiken.
- Verzichten Sie auf die Ausbringung bei erhöhter Abschwemmungsgefahr.
- Berücksichtigen Sie Pufferstreifen, die den Abfluss von Niederschlagswasser und Boden in Oberflächengewässer abbremsen.
- Spritzen Sie keinesfalls, wenn die Böden gefroren oder wassergesättigt sind.
- Mit Antidriftdüsen kann Abdrift sowohl in Feldbau als auch im Wein- und Obstbau stark reduziert werden.
- Nach dem Spritzen
- Verdünnen Sie die Restflüssigkeit unmittelbar nach der Ausbringung mit Wasser 1:10 und bringen Sie diese auf die Behandlungsfläche mit erhöhter Fahrgeschwindigkeit und verringertem Druck aus.
- Die Restflüssigkeit zwei- bis dreimal verdünnen oder kontinuierlich spülen und ebenfalls auf dem Feld ausbringen.
- Nur verdünnte und möglichst geringe, nicht mehr ausbringbare Restmengen mit zurück zum Betrieb transportieren.
- Bei Arbeitsunterbrechung wird eine Systemspülung mit Reinwasser empfohlen.
- Nach der Verwendung von bestimmten Wirkstoffgruppen (z.B. Herbizide auf Sulfonylharnstoffbasis) spezielle Reiniger verwenden (v. a. wenn nachher sensible Kulturen wie Raps oder Zuckerrübe behandelt werden).
- Achten Sie beim Kauf einer neuen Spritze darauf, dass die Menge der nicht ausbringbaren Restmenge möglichst gering ist. Geräte mit dem Gütezeichen der ÖAIP entsprechen hinsichtlich der Reinigungsmöglichkeiten dem Stand der Technik.
- Reinigen Sie auf dem Feld. Benutzen Sie nach Möglichkeit eine Spritzlanze.
- Spülen Sie Verunreinigungen sorgfältig auf dem Feld ab. Wechseln Sie den Reinigungsplatz regelmäßig.
- Verwenden Sie eine entsprechende Schutzbekleidung.
- Die Spritze nach Gebrauch immer vor Regen geschützt abstellen.
- Behandlung von belasteten Restflüssigkeiten
- Setzen Sie verdünnte Spritzflüssigkeiten erneut ein, sofern dies bei der nächsten Spritzung biologisch und rechtlich möglich ist.
- Fangen Sie unvermeidbare Restmengen an verdünnter Spritzflüssigkeit auf. (Möglichkeiten mit lokaler Beratung klären, ob z. B. Ausbringung mit Gülle, Verteilung im Feld)
- Lagern Sie verdünnte Spritzflüssigkeiten bis zu ihrer Verwendung bzw. Entsorgung an einem sicheren Ort.
- Niemals dort entsorgen, wo sie mit Oberflächen- oder Grundwasser in Berührung kommen könnten.
- Kontaminiertes Sägemehl über Altstoffsammelzentrum entsorgen.
- Falls nicht mehr zugelassen: Hersteller bzw. Händler nach Rücknahme oder sachgemäßen Entsorgungsmöglichkeiten fragen.
- Pflanzenschutzmittel niemals wegschütten oder vergraben.
- Halten Sie sich strikt an die Hinweise auf den Verpackungen.
- Nutzen Sie bestehende und anerkannte Rücknahmesysteme (ARA, Altstoffsammelzentrum).
- Niemals Verpackungen verbrennen oder vergraben.
Für einen reibungslosen und sicheren Transport:
Für eine sachgerechte und gefahrlose Lagerung:
Detailgenaue Planung und Rücksicht auf wassersensible Bereiche!
Pflanzenschutzmittel und Ausbringungsvolumen:
Berechnen Sie das Spritzvolumen und die benötigte Menge möglichst genau. So reduzieren Sie Restmengen.
Mischen und Befüllen von Pflanzenschutzmitteln mit größter Sorgfalt und unter ständiger Aufsicht.
Wasser
Geräteüberprüfung
Transport
Diese Möglichkeiten haben Sie:
Befüllen auf dem Hof
Befüllen auf dem Feld
Für eine saubere Handlungsweise: Verunreinigungen kann man vermeiden!
Direkte Verunreinigungen vermeiden
Abdrift vermeiden
Abschwemmungen vermeiden
Tipp
Sorgen Sie dafür, dass Sie sauberes Wasser zur Reinigung von Spritze und Tank dabeihaben. Reinigen Sie den Tank auch von innen: zwei- bis dreimal gründlich ausspülen oder kontinuierlich spülen.
Innenreinigung
Tipp
Außenreinigung
Flüssige Restmengen
Feste Restmengen, die beim Reinigen von Filtern oder beim Aufnehmen verschütteter Restflüssigkeiten entstehen
Überlagerte Pflanzenschutzmittel
Behälterentsorgung
Ihre gute fachliche Praxis im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln bedeutet besseren Gewässerschutz für uns alle! Vielen Dank!
FAQ-Sammlung
Häufig gestellte Fragen sowie Antworten dazu.
Warum ist es wichtig, die Spritze regelmäßig zu reinigen?
- Eine Reinigung der Spritze verhindert Störungen wie z.B. verstopfte Düsen, Ablagerungen (an Filtern und im flüssigkeitsführenden System) und erhöht die Einsatzsicherheit bzw. die Lebensdauer des Gerätes. Beim Wechsel auf eine andere Kultur verhindert eine sorgfältige Reinigung zudem die Verschleppung von Pflanzenschutzmitteln auf nicht zugelassene Kulturen (Rückstände) und beugt Spritzschäden an empfindlichen Kulturen vor.
Wie kann die Reinigung erfolgen?
- Es muss ein Reinwassertank am Gerät mit sauberem Wasser zur Reinigung von Spritze und Tank vorhanden sein. Der Tank soll innen gereinigt werden, indem zwei bis dreimal absätzig oder kontinuierlich mit sauberem Wasser über die Innenreinigungsdüse(n) gespült wird. Das Spülwasser ist auf die zuvor behandelte Fläche - beginnend im Spritzfenster - auszubringen.
Ist die Reinigung kompliziert und muss man dabei mehrere Male vom Traktor ab- und wieder aufsteigen?
- Bei der absätzigen Reinigung sind im Normalfall 3 Kugelhähne oder Zweiwegklappen zu schalten. Je nach Art der Reinigung – Arbeitsunterbrechung oder bei Arbeitsende – muss man dazu 2 bzw. 3 mal vom Traktor ab- bzw. wieder aufsteigen. Mittlerweile bieten viele Hersteller Fernbedienungen oder halbautomatische Systeme an, mit denen man die notwendigen Schaltungen vom Traktorsitz aus durchführen kann. Auch beim neuen System der kontinuierlichen Innenreinigung erfolgt die Reinigung ohne vom Traktor absteigen zu müssen.
Welche weiteren Vorteile bietet das neue System der kontinuierlichen Innenreinigung?
- Neben der Zeitersparnis und der relativ einfachen Handhabung ist der große Vorteil der geringere Wasserverbrauch für die Innenreinigung. Dadurch bleibt im Reinwassertank auch Wasser für die Außenreinigung am Feld übrig.
Soll auch eine Außenreinigung des Pflanzenschutzgerätes gleich auf dem Feld durchgeführt werden?
- Optimal ist die Außenreinigung auf dem Feld mit einer entsprechenden Vorrichtung (Spritzlanze) durchzuführen. Gerade wenn die Spritzbeläge noch feucht sind, ist auch mit wenig Wasser ein guter Reinigungseffekt zu erzielen. Ist kein Außenreinigungsset vorhanden, kann dieses mit relativ geringem Aufwand nachgerüstet werden.
Wenn ich heute ein neues Pflanzenschutzgerät kaufe, worauf muss ich achten?
- Es wird empfohlen, nur solche Geräte zu kaufen, für die der Hersteller bzw. der Lieferant garantiert, dass das Gerät gemäß der aktuellen ÖAIP-Richtlinie ausgestattet ist und das Gütezeichen trägt.
Hat jede Spritze, die das ÖAIP-Gütezeichen trägt, auch ein ordnungsgemäßes Reinigungssystem?
- Ja, sie besitzt einen ausreichend dimensionierten Reinwassertank, die Möglichkeit der Systemspülung (dabei wird bei Arbeitsunterbrechungen das flüssigkeitsführende System auch bei halbvollem Spritzbehälter ohne Konzentrationsveränderung gereinigt) und eine Rührwerksabschaltung, um die Restmenge gering zu halten.
Wie groß muss der Reinwassertank für ein ordnungsgemäßes Reinigungssystem sein?
- Grundsätzlich muss das Volumen des Reinwassertanks das 10-fache der zu verdünnenden Restmenge betragen. Die zu verdünnende Restmenge ist jene Brühemenge, die beim Leerwerden des Brühetanks nicht mehr mit bestimmungsgemäßem Arbeitsdruck über die Düsen ausgespritzt werden kann und so im Brühetank verbleibt.
Kann auch eine "alte" Spritze mit einem ordnungsgemäßen Reinigungssystem nachgerüstet werden?
- Ja, nahezu jede Spritze kann mit einem ordnungsgemäßen Reinigungssystem nachgerüstet werden. Man muss sich jedoch vergewissern, dass die Nachrüstung der aktuellen ÖAIP-Richtlinie entspricht und ob so eine Nachrüstung auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Für die Nachrüstung eines kontinuierlichen Innenreinigungssystems gibt es mittlerweile fertige Bausätze am Markt.
Muss man sein Pflanzenschutzgerät auch dann auf Funktionstüchtigkeit überprüfen lassen, wenn man an keinem Förderungsprogramm (ÖPUL, etc.) teilnimmt?
- Ja, gemäß EU-Richtlinie 2009/128/EG über einen Aktionsrahmen zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln müssen bis zum 26. November 2016 alle Geräte auf Funktionstüchtigkeit von einer anerkannten Werkstätte überprüft werden.
Wo soll ich die Spritze abstellen?
- Das Pflanzenschutzgerät sollte unter Dach abgestellt werden, damit etwaige Reste von Präparaten an der Außenseite des Gerätes nicht durch Regen abgewaschen werden und so z.B. direkt über die Kanalisation in Oberflächengewässer gelangen können.
Wie sollen die Gebinde gereinigt werden?
- Moderne Pflanzenschutzgeräte haben eine Einfüllschleuse mit einer Reinigungsdüse. Damit lassen sich die Gebinde unmittelbar nach der Entleerung bequem in kurzer Zeit optimal reinigen.
Worauf ist sonst noch zu achten?
- Das Befüllen eines Pflanzenschutzgerätes sollte nicht in unmittelbarer Nähe eines Abflusses bzw. eines Gewässers geschehen, um eine unbeabsichtigte Kontamination zu verhindern.